Segelmacherei Block

Bewerten

Die Lindenstraße wurde 1798 angelegt, der zweite Abschnitt zwischen der Breiten Straße und der Mitteldeichstraße in Richtung Binnenhafen aber erst ab 1850 bebaut. 1874 entstanden Wohnhaus, Werkstatt und Lager der Segelmacherei Block. Noch heute weist das Schild auf den ursprünglichen Zweck des Hauses hin. Hier wurden die zum Teil mächtigen Segel für die Braker Briggen, Barken und Vollschiffe auf dem Schnürboden unter dem Dach zugeschnitten und in der Werkstatt genäht. Die Lastrolle unterhalb des Giebels erleichterte den Transport des schweren Segeltuchs und anderen Materials. Das Haus ist ein typisches Braker Handwerkerhaus des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Die Aufgabe der Segelmacher

Lindenstr. um 1900
Am Bau eines Segelschiffes waren viele Gewerke beteiligt, darunter auch Segelmacher. Kerntuch, Segelmacherbank mit Werkzeug und Takelriß: Aus drei auf den ersten Blick eher unscheinbaren Dingen erschuf der Segelmacher den „Antrieb“ von Segelschiffen. Die exakte Segelherstellung war eine wichtige Voraussetzung für gute Segeleigenschaften und damit für die Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit des Schiffes.
Aus einzelnen Bahnen des so genannten Kerntuchs wurden die Segel für Barken, Briggen und Vollschiffe zugeschnitten. Daneben stellte der Segelmacher auch Hängematten, Rettungswesten, Säcke oder Kleidungsstücke her. Die typischen Arbeitsmaterialien eines Segelmachers sind im zweiten Stock von Haus Borgstede & Becker des Schiffahrtsmuseums ausgestellt.

Hoher Platzbedarf

Ein Segelmacher bei der Arbeit
um 1970, nicht Firma Block
Eine Bark durchschnittlicher Größe hatte eine Segelfläche von ungefähr 1600 Quadratmetern. Die notwendigen Ersatzsegel kamen noch hinzu.
Unter dem Dach des Hauses in der Lindenstraße 17 befand sich aus diesem Grund der so genannte Schnürboden, auf dem die Umrisse der zukünftigen Segel in Originalgröße als Vorlage für den Zuschnitt „aufgerissen" wurden. Dafür wurde mit Kreide oder mit Schnüren der so genannte „Segelriss" nach den Angaben des Auftraggebers bzw. aus dem Takelplan auf dem Boden angezeichnet. Nach dieser Vorlage schnitt der Segelmacher das Kerntuch zurecht. Dabei musste er bedenken, wie weit das Material unter der späteren Belastung und den klimatischen Bedingungen auf See noch schrumpfen oder sich ausdehnen würde.
Ursprünglich bestanden Segel aus festem Leinen oder Baumwolle. Das Kerntuch wurde mit Gerbstoffen und Fetten widerstandsfähiger gegen Regen und Salzwasser gemacht.
Nach diesem grundlegenden Arbeitsschritt, der langjährige Erfahrung voraussetzte, nähte der Segelmacher die zugeschnittenen Stücke auf der Segelmacherbank zusammen und versah sie mit Einfassungen und Befestigungen wie Augen, Kauschen, Reff- und Liekleinen.

Funktionstüchtige Bauweise

Auch heute noch kann man an der Fassade des Gebäudes der Segelmacherei Block Rückschlüsse auf die frühere Arbeit des Segelmachers ziehen. Die breite (Last-)Rolle unterhalb des oberen Fensters erleichterte den Transport des Kerntuchs auf den Schnürboden, sowie der fertigen Segel vom Schnürboden herunter. Auch der Flaschenzug, mit dem die schweren Segel herunter gehievt wurden, und die dazugehörige Ladetür sind gut erhalten.
Das Haus ist ein typisches Handwerkerhaus seiner Zeit. Die Putzfassade ist in klassizistischem Stuckdekor gehalten. Die Fenster sitzen unter angedeuteten Bögen, die mit Dekorationen geschmückt sind (Segment- oder Bogenarchivolten / Archivolten). Die ehemaligen Sprossen der Schaufenster im Erdgeschoss sind mit typischen Eisenornamenten verziert.


Im Museum erleben

Ursprünglich bestanden Segel aus festem Leinen oder Baumwolle. Diese wurde mit Gerbstoffen und Fetten haltbarer gegen Regen und Salzwasser gemacht. Eine Kerntuchrolle der Firma Delius, Segelmacherwerkzeuge und Segelrisse finden Sie in Haus Borgstede & Becker. Eine Segelmacherbank findet sich zudem im Telegraph.
Haus Borgstede & Becker, Breite Straße 9, 26919 Brake - 2. Stock
Telegraph, Kaje 8, 26919 Brake - 3. Stock

Karte der Stationen

Kommentar schreiben

Loading