Im Museum: Schiffsausrüster

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Schon im 19. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle ein Schiffsausrüsterladen. Brake war zu dieser Zeit ein wichtiger Überseehafen, den viele Schiffe anliefen. Aus diesem Grund gab es eine Reihe von Schiffsausrüsterläden, die sich auf die Bedürfnisse der Schiffe und Schiffsbesatzungen eingestellt hatten. Der hier am Ort eines historischen Ladenlokals – mit Originalmöbeln aus Oldenburg und der Nähe von Bremen – nachgestellte Laden, soll einen Schiffsausrüsterladen darstellen, wie man ihn in Brake etwa in der Zeit kurz nach 1900 finden konnte. Damit auch Mannschaften aus anderen Ländern schnell verstehen konnten, um was für einen Laden es sich handelt, trugen die Schiffsausrüster meist die Bezeichnung "Ship Chandlery" gut sichtbar an der Fassade und auf den Firmenschildern.

Auf die Kundschaft ausgerichtet

Bedingt durch den Überseehandel gab es in Brake überdurchschnittlich viele Kaufleute. Auch andere Gewerbe, die vor allem für die Schifffahrt wichtig waren, waren hier häufiger zu finden, als in anderen Kommunen ähnlicher Größe. Herzu gehören etwa Schlachter und Bäcker, die die Schiffe für lange Reisen mit mehr als hundert Tagesrationen pro Mann an Bord ausstatten mussten. Die Schiffsausrüster, von denen heute nur noch einer exisitiert, boten auch Kolonialwaren für die Braker Bevölkerung an. Heute würde man diese Läden wahrscheinlich als "Vollsortimentler" bezeichnen. Neben den angebotenen Waren gehörte ein gut ausgebautes und schnell reagierendes Netzwerk zu den Eigenschaften eines guten "Ship Chandlers".

Warenfülle im 19. Jahrhundert

Die Rekonstruktion eines Schiffsausrüsterladens bietet einen spannenden Einblick in die Warenfülle des 19. Jahrhunderts. Von der Schokolade über Tabak bis hin zu Petroleum: So vielfältig wie die Kunden war auch das Warenangebot.
Die Ladeneinrichtung besteht vor allem aus einem Tresen mit Aufbauten, einem Ladenregal und verschiedenen Präsentationsflächen. Auch unter der Decke wurden Waren gelagert und präsentiert.
Das Ladenregal an der rückwärtigen Wand bietet jede Menge Stau- und Präsentationsraum für verschiedene Waren. Die Aufschriften auf den Schubladen und die Beschriftungen der Behälter geben Aufschluss über die typischen Kleinwaren, die ein Schiffsausrüster vorrätig hatte. Dazu gehören u.a.: Blaubeerblätter (Fol. Myrtill.), Majoran, Lichen Islandicus (Isländisch Moos/Moosdroge), Gelatine, Paniermehl, Piment, Kaffee, Graupen, Fadennudeln usw.
Neben Lebensmitteln und Proviant hielt ein gut sortierter Schiffsausrüster auch alles für das Leben an Bord vorrätig. Blöcke, Taue, Petroleum, Kleidung und Werkzeug waren in der Regel fester Bestandteil des Warenangebots. Was der Schiffsausrüster, zu denen in Brake z.B. Arnold und Strüfing zählten, nicht vorrätig hatte, konnte er über seine Netzwerke vor Ort schnell besorgen: Segeltuch beim Segelmacher, Petroleum und Fette bei der Fettrafinerie, Werkzeuge beim örtlichen Schmied oder Backwaren und Mehl bei den örtlichen Bäckereien.

Aber nicht jeder Schiffsausrüster vor Ort begann als solcher, manchmal sorgten Netzwerke und Geschäftssinn für eine Neuausrichtung bestehender Geschäfte. Anton Tobias (1777 - 1849) ist so ein Fall: 1802 eröffnete der damals 25-Jährige zunächst eine Bäckerei. Sein Brot verkaufte er auch an die zahlreich vor Brake liegenden Schiffe. Damit legte er den Grundstock für sein späteres Vermögen. Bald betätigte er sich als Schiffsausrüster und Gastwirt. Schließlich gründete er eine Brauerei, eine Reederei, eine Schiffswerft sowie eine Tranbrennerei.

Außerhalb des Museums erleben

Seit 1884 betreibt die Familie Arnold in der Lindenstraße Stelle einen Schiffsausrüsterladen. In einer „Shipchandlery“ wie dieser erhielten die Braker Einwohner und die Schiffsleute der im Hafen liegenden Segelschiffe im Grunde alles, was sie für ihren persönlichen Bedarf benötigten, auch Kolonialwaren wie Kakao, Kaffee und Tabak. In erster Linie umfasste das Sortiment jedoch Ausrüstungsgegenstände für die Arbeit an Bord, zum Beispiel Eimer, Tauwerk und Blöcke, Lampen und Petroleum. Ein guter Schiffsausrüster musste in der Lage sein, Proviant für 100 Tagesrationen pro Besatzungsmitglied eines Großseglers innerhalb eines Tages ausliefern zu können. Heute betreibt die Hillrich Arnold GmbH neben der Schiffsausrüstung einen Großhandel mit Mineralölen und hat ein Bunkerschiff in Fahrt.
Schiffsausrüster, Lindenstraße 12, 26919 Brake

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