Neue Anlage

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Zwischen 1780 und 1803 florierte die regionale Wirtschaft. Der Aufschwung des Hafens bot viele neue Erwerbsmöglichkeiten. Die hohen Grundstückspreise hielten jedoch viele davon ab, sich hier anzusiedeln. Herzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg (1755-1829) ließ daher ab 1797 die Grundstücke zwischen dem Mitteldeich und der alten Heerstraße aufkaufen und schuf so erschwingliche Baugrundstücke entlang der sogenannten „Planstraße C“, die von der Kaje fast schnurgerade ins Hinterland führte. Aus dieser „Planstraße C“ wurde die „Breite Straße“. Zeitgleich entstand auch die „Planstraße G“, die spätere Lindenstraße. Die Grundstücke erfreuten sich großer Beliebtheit. 1793 hatte der Flecken Brake 850 Einwohner. In den folgenden 20 Jahren verdoppelte sich diese Zahl.

Mangelnde Infrastruktur

Siedlungsentwicklung Brake 1796
Brake 1796
Die Braker Innenstadt ist das Ergebnis einer gezielten Stadtplanung. Zwischen 1780 und 1803 herrschte reges Treiben auf der Weser, bedingt durch den Aufschwung des Seeverkehrs. Brake war durch die Versandung der Weser Richtung Bremen begünstigt, denn das tiefe Fahrwasser des Flusses endete hier. Die Braker verlegten sich auf das "Sollern", das Zwischenlagern von Schiffsgütern für Bremer Kaufleute bis zu deren Weitertransport auf flachgehenden Kähnen oder kleinen Küstenseglern. Schnell war die Braker Infrastruktur den steigenden Anforderungen nicht mehr gewachsen. Außer Kaufleuten und Reedern wie Müller, Gross, Gräper und Claussen siedelten sich zunächst keine Handwerker und Gewerbetreibenden zur Versorgung der Schiffer und ihrer Fahrzeuge an. Dies lag auch an den hohen Bodenpreisen, die sich kein Handwerker leisten konnte.


Der Herzog schaltet sich ein

Siedlungsentwicklung Brake 1816 - Neue Anlage
Neue Anlage - Brake 1816
Um dringend benötigtes, erschwingliches Bauland zu schaffen, schaltete sich Herzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg (1755 - 1829) ein. Er kaufte 1790 das Gelände der Witwe Bödeker nach ihrem Tod auf und ermöglichte so Schiffszimmermeister Hinrich Oltmanns einen Schiffbauplatz und ein Wohnhaus zu errichten. Weiteres Land wurde aufgekauft. Die oldenburgische Zentralbehörde teilte im Frühjahr 1798 das entstandene Bauland in 37 Parzellen auf, die nach festen Regeln bebaut werden durften. Die so genannte „Neue Anlage“ konnte nun besiedelt werden.

Die Neue Anlage

Besonders wichtig war der Behörde die innere und äußere Gestaltung der öffentlichen und gewerblichen Gebäude sowie der Wohnhäuser an der Planstraße C, der heutigen Breiten Straße. Sie bildete mit der Planstraße G, der heutigen Lindenstraße, ein Straßenkreuz, welches Brake endlich eine Ortsmitte bescherte. Von hier aus konnte sich Brake nach Westen und Süden weiter ausdehnen. Eigentliches Zentrum wurde aber nach 1820 der Platz an der heutigen Kaje. Bereits 1815 war das dortige Gelände so teuer geworden, dass die Behörde ihr altes Amtsgebäude veräußerte und ihren Sitz an die Breite Straße verlegte. Die Kosten für den Ankauf des Baugeländes in der Neuen Anlage und für die Pflasterung der Straßen (mit Findlingen aus der Delmenhorster Geest) wurden auf die Käufer der Parzellen umgelegt.
Die Breite Straße um 1900
Die Breite Straße um 1900.
Den neu zugezogenen Handwerkern, Schiffern und Kaufleuten begegneten die Alteingesessenen durchaus auch mit Misstrauen. "Die von Völkern aus allen Nationen bewohnt werden, die oft alles wissen wollen, nur die Verhältnisse des Kirchspiels, selbst die Grenzen desselben nicht mal kennen“, hieß es 1832.
Nach der verheerenden Sturmflut vom 3./4. Februar 1825 untersagte die Oldenburger Regierung das Bauen außerhalb der Deiche. Nur reichen Kaufleuten, die ihre Häuser mit besonders festem Fundament errichten konnten, wurde eine Ausnahme gewährt, wie z. B. dem Konsul und Weinhändler James Groth. An der Breiten Straße standen die größten Häuser mit den meisten Lagerräumen und Ställen. Dennoch stieg sie erst nach 1850, als die Chaussee nach Oldenburg gepflastert worden war, in den Rang einer Haupt- und Geschäftsstraße für die damals etwa 2.300 Bewohner Brakes empor.

Im Museum erleben

Herzog Peter Friedrich Ludwig hat in der gesamten Region seine Spuren hinterlassen. In Brake ließ der Herzog die ersten Duckdalben entlang der Weser errichten, was zusammen mit der "Neuen Anlage" für eine rasante Hafen- und Siedlungsentwicklung sorgte. Auch die Spuren seines Sohnes, August I., und seines Enkels Peter II. sind noch in der Region zu finden. Wie wohlgesonnen die oldenburgischen Fürsten der Hafenstadt Brake waren, können Sie u.a. im Telegraph in Erfahrung bringen.
Telegraph, Kaje 8, 26919 Brake - Erdgeschoss

Karte der Stationen

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