Oltmanns

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Die älteste Werft in Brake gründete Schiffszimmermeister Hinrich Oltmanns 1791. Bis zu ihrem Konkurs im Jahre 1901 liefen hier 143 hölzerne Segler vom Stapel, darunter Galioten, Schoner, Briggen, Barken, Vollschiffe und Weserkähne. Der Werftbetrieb war auch überregional dafür bekannt, qualitativ sehr hochwertige und vor allem schnelle Schiffe zu bauen. Die Auftraggeber kamen nicht nur aus der Weserregion, sondern auch aus Hamburg und aus den Niederlanden. Nach dem Tod von Ide Oltmanns senior im Jahre 1856 führte seine Frau Anna Rebecka das Unternehmen fast 30 Jahre lang weiter.
Die 1861 erbaute Villa der Familie Oltmanns ist ein so genanntes „Helgenbaas-Haus“ und bis heute fast unverändert erhalten.

Bedeutender Werftplatz

Der Schiffbau entlang der Unterweser erlebte in der Mitte des 19. Jahrhunderts seine Blütezeit. Vor allem zwischen Elsfleth und Brake konzentrierten sich die Schiffbauplätze auf der oldenburgischen Seite der Weser. Die ersten Werften rund um Brake entstanden allerdings schon gut 50 Jahre früher. Zu den ersten gegründeten Werften gehörte die „Helgen- und Kiellichteranstalt“ von Hinrich Oltmanns. Geblieben ist nur das stattliche Wohnhaus.

Planvoll

Oltmanns-Villa 1892.
1790/91 gründete der Schiffszimmermeister Hinrich Oltmanns seine Werft südlich der Einfahrt zum Braker Sieltief. Heute erinnert nur noch die sogenannte „Oltmanns-Villa“ an den ältesten Braker Schiffbauplatz. Das Grundstück für sein Werftgelände mit Wohnhaus bekam Hinrich Oltmanns im Rahmen der Umsetzung der so genannten „Neuen Anlage“. Das Großherzogtum Oldenburg kaufte die Grundstücke rund um die heutige Braker Innenstadt auf, teilte das Gebiet in Parzellen ein und bot diese zu erschwinglichen Preisen zum Verkauf an, um Handwerkern und Gewerbetreibenden die Ansiedlung zu ermöglichen. Dabei erwarb Oltmanns das Grundstück für seine Werft, um sie danach an den Staat zu verkaufen und wieder zu pachten. Ein Winkelzug, den man bis heute kennt.
Um 1815 hatte die Oltmanns’sche Werft ca. 20 bis 30 Mitarbeiter, wodurch sie die größte Werft der Gegend war, größer noch als die Werften von Dehls in Harrien oder Strenge in Fünfhausen. Oltmanns steht stellvertretend für die reiche Werftentradition in Brake und entlang der Unterweser. Zwischen Nordenham und Lemwerder gab es zur Blütezeit zahllose Werften. Die Umstellung vom Holz- auf den Eisenschiffbau konnten jedoch nur sehr wenige Werften erreichen.

Familienbetrieb

Hinrich Oltmanns, der aus einer Schiffsbauerfamilie stammte, begann, die "Helgen- und Kiellichteranstalt" zügig einzurichten. Helgen sind abgeschrägte Rampen, auf denen die Schiffe gebaut und nach Fertigstellung zu Wasser gelassen werden. Mit Hilfe von Kiellichtanstalten konnten Schiffe mehr oder weniger stark auf die Seite gelegt werden. Das war nötig, um an die Unterseite der Schiffe zu kommen, wenn kein Trockendock zur Verfügung stand.
Über ihren Verbleib in der Familie erreichte die Werft eine über 100 Jahre dauernde Tradition. Es wurden vor allem hölzerne Schiffe gebaut, deren Auftraggeber aus dem Weserraum, anderen deutschen Hafenplätzen – v.a. Hamburg – und sogar aus dem Ausland kamen. Vor allem aber wurden Lotsenboote hergestellt. Nach dem Tod von Ide Oltmanns im Jahre 1856 wurde das Unternehmen fast 30 Jahre lang von seiner Witwe Anna Rebecka weitergeführt. Mit dem Tod Ide Johann Oltmanns (junior) 1901 endet auch die Geschichte der Oltmanns-Werft, die darauf im Konkursverfahren abgewickelt wurde. Ab 1920 hatte die Braker Werft AG, die jedoch lediglich Schiffsreparaturen durchführte, ihren Standort auf dem Gelände.
Heute findet sich vor dem Wohnhaus u.a. ein kleiner Park mit Außenexponaten des Schiffahrtsmuseums und der „Zwieseler Winkel“.

Im Museum erleben

Im zweiten Stock des Haus Borgstede & Becker erwarten Sie ein detailgetreues Diorama der Braker Oltmanns-Werft um 1850 und ein Lageplan der einstigen Werften an der Unterweser. Außerdem sehen Sie das Meisterstück von Hinrich Fassmer: das Spantenmodell einer Brigg. Der Schiffbauer war der Bruder des Gründers der Fassmer-Werft, Johann Fassmer.
Informationen über die Werften des 20. Jahrhunderts entlang der Unterweser finden Sie in Haus Elsfleth.
Haus Borgstede & Becker, Breite Straße 9, 26919 Brake - 2. Stock
Haus Elsfleth, Weserstraße 14, 26931 Elsfleth - 1. Stock
Neue Anlage, Breite Straße, 26919 Brake


Weitere Informationen und Angebote

Culture Call: Zu dieser Station gibt es auch einen CultureCall des BrakeVereins. Klicken Sie auf das Logo rechts, um zum Eintrag zu kommen oder wählen Sie eine der folgenden Nummern und wählen Sie die Station 13.
Hochdeutsch: 04401 / 102-102
Plattdeutsch: 04401 / 102-103

Karte der Stationen

Kommentare (4) -

  • Klaus Kirsch, Heimatforscher und Hobbyhistoriker, Ansichtskartensammler

    06.10.2015 23:18:57 | Antwort

    Das Photo oben mit der Oltmanns-Villa wurde im August 1892 gemacht. Ich habe einen Original-Abzug mit Datums-Angabe (Stempel !). Grüße, K.Kirsch

    • Claus Hock

      16.12.2015 16:08:07 | Antwort

      Moin Herr Kirsch, vielen Dank für die Anmerkung. Wurde konkretisiert!

  • Klaus Kirsch

    15.06.2019 21:43:47 | Antwort

    Die Formulierung, daß "das Großherzogtum Oldenburg (damals übrigens der "Staat") die Grundstücke RUND um die Innenstadt aufkaufte", stimmt so nicht. Vielmehr hat man die Grundstücke aufgekauft, AUF denen die heutige Innenstadt steht. Übrigens mittels Strohmännern, um die Preise nicht in die Höhe zu treiben. Das ganze Innenstadt-Areal gehörte nur drei Eigentümern : Claußen, Hinrichs und Blocks Erben. Von einer vierten Person, einem Herrn Lüken, mußte man noch für viel Geld ein kleines Stück seines Grundstückes abkaufen, um die Lindenstraße mittels einer Drift an die Mitteldeichstraße anzuschließen.

  • Nicole Büntjen

    03.02.2021 10:10:18 | Antwort

    Hallo ich habe zu dem Anwesen, Oltmanns Villa, eine frage.
    Ich studiere in Oldenburg gerade Architektur und muss Für mein Professor eine Detail Zeichnung anfertigen. Für das Detail habe ich dieses Gebäude gewählt.
    Meine Frage wäre ob Sie wissen wer der Eigentümer ist, damit Ihn um Erlaubnis beten kann, dort Teile vom Haus zu vermaßen und zu Zeichnen.
    Gruß, N. Büntjen

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