Das Fischerhaus

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In der Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelten sich in Brake die ersten Ansätze einer städtisch geprägten Siedlungsstruktur. 1746 waren in Brake 28 Wohnhäuser verzeichnet. Handwerker, Kaufleute, Fischer, Kahnschiffer und Lotsen ließen sich hier nieder. Zu letzteren gehörte vermutlich auch Addick Addicks, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Elisabeth 1731 das heute als „Fischerhaus“ bekannte Gebäude in Auftrag gab. Es ist eines der ältesten Häuser Brakes, vom Typ her ein Niederdeutsches Hallenhaus. Anfang der 1990er Jahre wurde es komplett instand gesetzt und liebevoll restauriert. Inzwischen sind die stimmungsvollen Räumlichkeiten für Hochzeiten beliebt. Darüber hinaus organisieren der Braker Heimatbund und der Verein „Kultur im Fischerhaus e. V.“ hier Konzerte, Kleinkunstveranstaltungen und Lesungen.

Siedlungsentwicklung

Früher stand neben dem
Fischerhaus ein weiteres,
ähnliches Gebäude
Die Mitteldeichstraße ist eine der ältesten Straßen in Brake. Sie verlief, wie ihr Name verrät, im Schutz des alten Deiches. Entsprechend sind hier auch die ältesten noch erhaltenen Häuser zu finden: niederdeutsche Hallenhäuser. Das Fischerhaus, ein eingeschossiges Fachwerkhaus mit Backsteinausfachungen, war ursprünglich mit Reet gedeckt und ist das älteste, noch erhaltene Gebäude in der Braker Innenstadt. Die Inschrift am Giebel lautet: „Das Wesen dieser Welt vergeht mit ihr Getümmel, drum wehl ich mir zum Sitz das Lustschloss in den Himmel – Anno 1731 Den 2. Augustus.“
Die Eheleute Addicks waren, trotz der heutigen Bezeichnung, wahrscheinlich keine Fischer. Im 17. und 18. Jahrhundert lebten nur ein paar Familien mehr schlecht als recht von der Fischerei in der Weser. Die Haltung von Ziegen, Schafe, Kühe oder Schweine und ein eigener Garten ergänzten den kargen Lebensunterhalt.
Neben den Fischern und Landwirten ließen sich im 18. Jahrhundert die ersten Handwerker, Kaufleute, Fischer, Kahnschiffer und Lotsen am Strom nieder. Zu letzteren gehörte vermutlich auch Addick Addicks.

Aufschwung

Vor der Instandsetzung sah
das Fischerhaus anders aus
Mit der planvollen Stadtentwicklung durch die „Neue Anlage“ und den dadurch günstigeren Grundstücken ab 1790 veränderte sich das Stadtbild Brakes zusehends. Immer mehr Dienstleister und Kaufleute siedelten sich an, aus der kleinen Siedlung wurde langsam eine Stadt. In direkter Umgebung des Fischerhauses sind Beispiele für diesen Aufschwung zu finden, darunter die Plassmann’schen Villen an beiden Enden der Mitteldeichstraße sowie die Oltmanns-Villa. Aber auch weitere Häuser, ähnlich dem Fischerhaus, sind im Verlauf der Mitteldeichstraße zu finden.

Heutige Nutzung

Das Fischerhaus ist heute Sitz des 1953 gegründeten Heimatbundes Brake. Der Heimatbund organisiert hier Versammlungen und Kulturveranstaltungen. Aktionen wie Matjes oder Grünkohlessen und Lesungen von niederdeutschen Schriftstellern finden großen Anklang und werden traditionell fortgesetzt.
1995 wurde der Verein Kultur im Fischerhaus e. V. gegründet. Ziel des Vereins ist es, in dem einmaligen Ambiente des Fischerhauses Kleinkunstveranstaltungen durchzuführen. Dadurch soll das Haus einem breiten Kreis von Kulturinteressierten zugänglich gemacht werden. Die idyllische Atmosphäre des Hauses ermöglicht einen direkten Kontakt der Künstlerinnen und Künstler zum Publikum. Das Angebot reicht von Konzerten, Kabarett, Theater, Lesungen bis hin zu Ausstellungen. Nationale und internationale Künstler gastieren im Fischerhaus gerne. Zudem wird das Fischerhaus gerne von Paaren als Trauort genutzt.

Im Museum erleben

Geflieste Zimmer, wie man sie auch heute noch im Fischerhaus findet, waren früher keine Seltenheit. Ein Beispiel für ein solches Zimmer findet sich in Haus Borgstede & Becker. Das Zimmer, dessen Fliesen von einem Hof in Ostfriesland stammen, ist ein typisches Beispiel für die Wohnkultur der nordwestdeutschen Küstenregionen des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Deren Stil wurde seit dem 17. Jahrhundert nachhaltig durch niederländische Einflüsse geprägt.
Haus Borgstede & Becker, Breite Straße 9, 26919 Brake - Erdgeschoss



Weitere Informationen und Angebote

Culture Call: Zu dieser Station gibt es auch einen CultureCall des BrakeVereins. Klicken Sie auf das Logo, um zum Eintrag zu kommen oder wählen Sie eine der folgenden Nummern und wählen Sie die Station 16.
Hochdeutsch: 04401 / 102-102
Plattdeutsch: 04401 / 102-103


Der Verein Kultur im Fischerhaus e.V. wurde 1995 gegründet, um im historischen Fischerhaus in einem einmaligen Ambiente regelmäßig Kleinkunstveranstaltungen (Kabarett, Konzerte, Lesungen, Theater) durchzuführen und so das Haus einem weiteren Kreis von Kulturinteressierten bekannt und zugänglich zu machen.
Kultur im Fischerhaus

Karte der Stationen

Kommentare (1) -

  • Klaus Kirsch

    15.06.2019 21:18:59 | Antwort

    Die Formulierung, daß die "Mitteldeichstraße im Schutz des alten Deiches verlief", ist nicht ganz richtig ! Vielmehr IST die Mitteldeichstraße ein Deich ! Man muß sich den Deich nach Westen im Verlauf der Milchstraße weiter denken, dieser Deich schützte die Insel Hammelwarden im Norden vor den Fluten. Das Nord-Süd-Stück der Mitteldeichstraße ist eigentlich das Nordende des Süderdeiches, man hat diese Deichstraße vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts umbenannt, um die Anlieger eindeutig dem Stadtzentrum zuzuordnen können.

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