Das Bürgermeisterhaus

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1856 wurde Brake – zusammen mit Varel und Elsfleth – zur Stadt ernannt, was den wirtschaftlichen Aufschwung - zumindest für einige Jahre - weiter beflügelte. Das Bürgermeisterhaus ist eine Stadtvilla im spätklassizistischen Stil und Ausdruck bürgerlichen Wohlstands. Es wurde 1862 vom Elsflether Kapitän Johann Friedrich Schumacher errichtet. Von 1881 bis 1909 war es der Wohnsitz seines Sohnes, des Kaufmanns und Reeders Friedrich August Schumacher. Er war rekordverdächtige 28 Jahre lang Bürgermeister der Stadt Brake und starb am 27. Mai 1909, kurz nach seinem Rücktritt von diesem Amt. Alle Dienstgeschäfte erledigte er übrigens von seinem Wohnhaus aus, dessen Namen an diese Zeit erinnert. Heute befinden sich mehrere Mietwohnungen in dem Gebäude.

Der Namensgeber

Friedrich August Schumacher
Schumacher war Schwiegersohn seines Vorgängers in dieser Funktion, dem Juristen und Kaufmann Hermann Gerhard Müller (1803-1881), der 1856 der erste Bürgermeister Brakes wurde. Alle Dienstgeschäfte erledigte er von seinem Wohnhaus aus, dessen Namen an diese Zeit erinnert. Brake verfügte zwar über ein Anfang des 19. Jahrhunderts erbautes Amtshaus, das in etwa an Stelle des heutigen Standorts der Landessparkasse zu Oldenburg lag, dieses war jedoch zu klein geworden und entsprach nicht mehr den notwendigen Anforderungen. Erst 1895/96 wurde das alte Amtshaus umgebaut und Brake erhielt ein erstes Rathaus.

Undeutliche Zeiten

Etwas im Dunkeln liegen die Jahre des Bürgermeisterhauses nach 1909. Belegt ist, dass 1929/30 dort noch die Witwe Schumacher und der Fabrikant Anton Hoffmann wohnten. 1935 ist dort auch Julius Raths ansässig, Angestellter beim ebenfalls im Bürgermeisterhaus untergebrachten Katasteramt. Unklar ist die genaue Verwendung des Hauses in der Zeit des Nationalsozialismus‘. Angeblich diente es als Sitz der Kreisleitung der NSDAP; dies lässt sich jedoch nicht eindeutig belegen. Einem Braker Adressbuch von 1935 ist zu entnehmen, dass die NSDAP Kreisleitung damals in der Lindenstraße 4 untergebracht war. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gebäude in der Breiten Straße erneut für einige Jahre als Sitz des Katasteramtes genutzt.

Streit und Nachnutzung

1974 wurde das im Besitz der Stadt befindliche Bürgermeisterhaus schließlich verkauft. Die unterschiedlichen Nutzungen sowie Leerstand und Investitionsstau hatten zu einem schlechten Grundzustand des Gebäudes geführt. Der neue Besitzer, eine Grundstücksverwertungs-Gesellschaft, wollte das Gebäude abreißen und dort eine Gewerbe-Immobilie errichten. Die Stadtverwaltung verweigerte allerdings die Abbruchgenehmigung. Es kam zum jahrelangen Rechtsstreit vor dem Verwaltungsgericht, bis die Verwertungs-Gesellschaft schließlich einlenkte. Im Mai 1986 begann man mit einer durchgreifenden Restaurierung. Heute befinden sich mehrere Mietwohnungen in dem Gebäude.

Architektur

Ornamentik
Das Treppenhaus und die Haustür blieben im Original erhalten. Unklar ist, ob die Fenster ebenfalls im Original erhalten wurden oder Nachbauten im alten Stil sind. Die Eisenguss-Ornamente hatte man als Mittelstrebe in die Oberlichter der Fenster wieder eingesetzt. Sie gehören heute zu den ganz seltenen noch erhaltenen Exemplaren der Vegesacker Eisenkunstgießerei nach den Entwürfen des Kaufmanns Andreas Friedrich Uhthoff (1780-1860). Die in die Oberlichter von Fenstern und Türen gesetzte Ornamentik war eine Besonderheit der Städte im Raum der Unterweser. An einigen Braker und an vielen Bremer Häusern sind diese Gitter und Fensterstreben noch zu sehen. Die auf der Hinterseite des Bürgermeisterhauses ursprünglich vorhandene Terrasse musste entfernt werden. Auch ein Bunker, der sich hinter dem Haus befand, wurde abgebrochen. Im Sommer 1987 konnte man die Sanierungsarbeiten erfolgreich abschließen.

Im Museum erleben

Eine zeitgenössische Darstellung des Braker Bürgermeisters Friedrich August Schumacher finden Sie auf dem Kolossalgemälde von Bernhard Winter. Das Bild, welches Winter aus verschiedenen Einzelstudien zusammenstellte, ist als " Braker Piereinweihung" bekannt, zeigt aber eine rein fiktive Situation. Trotzdem sind neben dem Großherzog Nikolaus Friedrich Peter viele Braker Bürger eindeutig auf dem Bild zu identifizieren.
Haus Borgstede & Becker, Breite Straße 9, 26919 Brake - 1. Stock

Karte der Stationen

Kommentare (1) -

  • Klaus Kirsch

    15.06.2019 21:03:46 | Antwort

    Zu dem Haus ist noch nachzutragen, daß der Zahnarzt Dr. Fritz Carstens hier vor dem Krieg seine erste Praxis betrieb. Dr. Carstens ist der Gründer unseres schönen Museums, er hat sich damals für die Verwendung des Telegraphen als Museumsgebäude eingesetzt. Der hier erwähnte Julius Raths war in Sachen Heimatforschung sehr aktiv (u.a. setzte er sich für die Restaurierung des oben erwähnten Gemäldes ein und erforschte dessen Entstehungsgeschichte und identifizierte die darauf abgebildeten Personen) und es ist anzunehmen, daß Raths und Carstens sich kannten, hier trafen sich wohl Gleichgesinnte und vielleicht wurde ja Dr. Carstens von dem (vermutlich) älteren Raths mit dem Heimatforschungs-Virus "infiziert" ...?

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