Plassmann-Villa

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Die Jugendstilvilla mit dem Wappenschild über dem beeindruckenden Portal gehörte dem Holzhändler Wilhelm Plassmann (1852-1931). 1907 ließ er sie von den Architekten Hans und Heinrich Lassen aus Bremen erbauen. Es war bereits sein zweites Wohnhaus in Brake. Der Holzhandel florierte. Plassmann belieferte vor allem die zahlreichen Holzschiffswerften mit Baumaterial - wie beispielsweise die von Ide Oltmanns, die sich in direkter Nachbarschaft befand. Doch auch die Zulieferbetriebe der Werften sowie etliche Baugeschäfte und Tischlereien wurden von Plassmann mit dem wichtigen Rohstoff versorgt.
Die bürgerliche Braker Oberschicht um 1900 kopierte mit Vorliebe die englische Wohnkultur jener Zeit. Ihre Villen dokumentieren bis heute den einstigen Wohlstand der Seehandelsstadt.


Erfolgreicher Kaufmann

Die Arbeit und die Kunden direkt vor der Tür? Für Wilhelm Plassmann (1852-1931) früher kein Problem. In direkter Nähe zur Schleuse baute sich der erfolgreiche Holzhändler seine zweite Villa im Stil der „gemäßigten Reformarchitektur“. Plassmann belieferte die Braker Werften, darunter auch die direkt vor der Tür liegende Oltmanns-Werft mit Baumaterial, in erster Linie Holz. Wie man schon an seiner ersten Villa, die am anderen Ende der Mitteldeichstraße liegt, deutlich erkennen kann, war das Plassmann’sche Unternehmertum durchaus von Erfolg gekrönt.

Auf den Spuren des Adels

Das Großbürgertum des 19. Jahrhunderts eiferte in seinen Lebensgewohnheiten dem Adel nach. Die Villa der Jahrhundertwende wurde für das gesellschaftliche Leben entworfen. Nach englischem Vorbild gruppierten sich die Räume in einer bestimmten Abfolge oft um die in der Mitte des Hauses gelegene, repräsentative Halle mit Kamin, Täfelung oder dekorativer Ausmalung.
Das Erdgeschoss war ganz auf das gesellschaftliche Leben ausgerichtet. Die Privaträume befanden sich im ersten Stock. Die Wirtschafträume lagen im Souterrain. Die funktionale Trennung spiegelte auch die soziale Abgrenzung der Dienstboten von der Familie des Hausherren wider: es gab einen separaten Dienstboteneingang. Die kleinen und oft unbeheizten Schlafkammern der dienstbaren Geister lagen direkt unter dem Dach.

Aufdringlich unaufdringlicher Reichtum

Germania
Plassmann ließ sich seine zweite Villa von den Architekten Hans und Heinrich Lassen aus Bremen im Jahr 1907 errichten. Das erste Haus Plassmanns ist noch ein großbürgerliches Giebelwohnhaus mit Klinkerfassade und einem kreuzförmigen Grundriss. Die zweite Stadtvilla hingegen ist im Stil der so genannten gemäßigten Reformarchitektur gehalten und unterscheidet sich von der klassizistischen Villa, die noch einen kubischen Baukörper und eine symmetrisch-strenge Fassade hatte. Die neuen Villen der Braker Oberschicht um 1900 besaßen eine aufgelockerte Form. Die bürgerliche, englische Wohnkultur jener Zeit wurde kopiert. Die eklektizistische Vorliebe des Bürgertums wurde in Formelementen vergangener Baustile zum Ausdruck gebracht: Risalithe, Giebel, Erker, Ecktürme, Altane usw.
Die Plassmann-Villa hat eine Putzfassade mit Jugendstil-Barock-Dekor. Über dem barocken Portal ist ein Wappenschild mit dem Monogramm des Besitzers WP: Wilhelm Plassmann.

Ein besonderer Gruß

Der Fries der „liegenden Germania“ an der Seite des Gebäudes ist nicht nur Zeichen besonderen Wohlstandes, sondern auch eine politische Aussage. Plassmann, unzufrieden mit den Auflagen der Braker Verwaltung, ließ die liegende Germania nicht umsonst so anbringen, dass ihr entblößter Hintern in Richtung des damaligen Rathauses zeigt. Was die Stadtherren zu dieser Unverfrorenheit sagten, ist leider nicht überliefert. Andere großbürgerliche Bauherren scheinen diese Probleme nicht gehabt zu haben, denn sie verzichteten an ihren Villen – von denen es in Brake noch einige gibt – auf derartige Symbole.


Im Museum erleben

Bevor sich Eisen und Stahl als Baumaterialen für Schiffe durchsetzten, war Holz der wichtigste Baustoff überhaupt. Holz war, in Verbindung mit weiteren Baustoffen wie Segeltuch, Werk und Teer unverzichtbar.
Einen Einblick in die Vielfalt des traditionellen Holz-Schiffbaus erhalten Sie in Haus Borgstede & Becker. In Haus Elsfleth erwartet Sie eine Ausstellung von Bootsbauwerkzeugen sowie eine Abteilung zum modernen Stahlschiffbau.
Mehr Informationen zu Werften finden Sie zudem in der Station "Oltmanns".
Haus Borgstede & Becker, Breite Straße 9, 26919 Brake - 2. Stock
Haus Elsfleth, Weserstraße 14, 26931 Elsfleth - Erdgeschoss und 1. Stock
Oltmanns, Am Schleusendeich 2, 26919 Brake

Karte der Stationen

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