Public House

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Fast zwanzig Jahre lang, von 1845 bis 1866 war Brake auch Auswandererhafen. Dabei bildete das Jahr 1854 mit über 7.000 Passagieren einen Höhepunkt. Das „Public House“ zeugt von dieser Zeit. Oft verbrachten die auswanderwilligen Menschen einige Wochen in der Stadt bis ihr Schiff reisefertig war. Während des Aufenthalts boten Einrichtungen wie das „Public House“ die Möglichkeit, sich zu versorgen oder zu übernachten. Auch die vor Ort ansässigen Schiffsausrüster richteten sich auf diesen Kundenkreis ein. In diesem Fall waren „Public House“ und Schiffsausrüster unter einem Dach vereint. 1866 wagte letztmalig eine kleine Auswanderergruppe von Brake aus den Aufbruch in die Neue Welt. Längst hatte sich Bremerhaven auf dieses Transportgeschäft spezialisiert: 1854 wurden von dort über 75.000 Menschen verschifft.

Brake als Auswanderungshafen

Ölgemälde Auswanderergruppe
um 1850
Zwischen 1845 und 1865 war Brake ein Auswandererhafen. Im Gegensatz zu Hamburg, wo die Auswanderer einen Zwischenstopp in England einlegen mussten, was Zusatzkosten verursachte, waren Brake und vor allem Bremerhaven beliebter, da von hier aus Amerika direkt angesteuert wurde.
1846 verließen 1.979 Personen über Brake die heimatlichen Gefilde, 1854 waren es 7.314 von etwa 110.000 Menschen insgesamt, die ihre Heimat in Richtung Übersee verließen. Davon allein knapp 76.000 über Bremerhaven. Mit den Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt immer weiter auf die andere Weserseite. 1866 wurden letztmalig 173 Auswanderer über Brake verschifft.

Aufenthalt in Brake

Oft verbrachten die auswanderwilligen Menschen, häufig ganze Familien, einige Wochen in Brake, bis ihr Schiff reisefertig war. Aufgrund des hohen Bedarfs gab es in Brake sogar eine eigens dafür zuständige und eingerichtete Behörde. Hier konnten letzte Angelegenheiten geregelt werden. Während des Aufenthalts boten Einrichtungen wie das „Public House“ die Möglichkeit, Schiffsfahrkarten zu kaufen und zu übernachten. Auch Schiffsausrüsterläden fanden sich meist in oder in der Nähe dieser „öffentlichen Häuser“. Sie passten ihr Sortiment an die speziellen Bedürfnisse an.

Unfreiwillige Gäste

Manchmal musste der Aufenthalt in Brake unfreiwillig verlängert werden, z. B. wenn das Schiff einer Reparatur bedurfte. Verschiedene Geschichten von unfreiwillig in Brake und Umgebung gestrandeten Auswanderern sind überliefert. Mittlerweile am bekanntesten dürfte die „Strandung“ der „Gießener Auswanderungsgesellschaft“ sein. In einer großen Gruppe von rund 500 Personen wollten 1.934 Menschen aus Hessen, Bayern und Thüringen gemeinsam nach Amerika aufbrechen. Rund die Hälfte machte sich auch zum vereinbarten Termin auf den Weg über den großen Teich, die andere Hälfte saß in Brake fest: Das Schiff kam nicht. Die zu diesem Zeitpunkt wenig gastfreundlichen Braker Bürger lagerten die Gestrandeten, angeblich aus Angst vor Seuchen und Diebereien, kurzerhand auf die Insel Harriersand aus.

Die Insel als Wartesaal

Begeistert waren die gut ausgebildeten und an gewisse Standards gewöhnten, meist bürgerlichen Auswanderer vom damaligen Harriersand nicht. In der Zeit vor der Weserkorrektion war die Insel nur eine von mehreren Sänden in der Weser, nicht oder nicht nennenswert besiedelt und für die Wartenden für zwei Monate ein Zwischenstopp unter freiem Himmel und ohne jeglichen Komfort, „ein elender Kuhstall“.

Im Museum erleben

Erfahren Sie mehr über die stolzen Schiffe der Region und gewinnen Sie einen Eindruck vom harten Leben an Bord, welches auch die Auswanderer traf. In Haus Borgstede & Becker sowie im Telegraph gibt es verschiedene Objekte zum Thema zu entdecken. Das Ölgemälde sowie die als Auswandererschiff genutzte Bark "Borgstede" oder die Brigg "Friedrich August" finden Sie als Modelle im Telegraph.
Mehr Informationen zu Harriersand finden Sie zudem in der gleichnamigen Station.
Telegraph, Kaje 8, 26919 Brake - Erdgeschoss
Haus Borgstede & Becker, Breite Straße 9, 26919 Brake
Harriersand, Inselstraße, 28790 Schwanewede

Karte der Stationen

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